Artikel Westfalenpost Ausgabe Brilon vom 31.08.2022 Stellungnahme zum LBS-Immobilienspiegel auf Anfrage der Westfalenpost Brilon
Der Immobilien-Preisspiegel der LBS basiert auf einer Umfrage unter den Immobilienvermittlern (siehe Webseite www.lbs-mark-fuer-wohnimmobilien.de). Ähnliche Umfragen erstellen auch andere Institutionen wie z.B. der IVD (Immobilienverband Deutschland). Es handelt sich jeweils um eine Marktbefragung und damit um eine subjektive Einschätzung einzelner Marktteilnehmer.
Aussagekräftiger als derartige Befragungen sind für den örtlichen Grundstücksmarkt die Auswertungen aus der Kaufpreis-Sammlung des Gutachterausschusses HSK. Hier werden sämtliche geschlossene Kaufverträge analysiert und die Verträge aus dem „gewöhnlichen Geschäftsverkehr“ (ohne besondere persönliche Verhältnisse, also ohne Schenkungen, Verwandtschaftsverkäufe, Zwangsversteigerungen, usw.) ausgewertet und analysiert. Aus diesen Auswertungen lassen sich Trends ableiten, die der Gutachterausschuss in seinem Halbjahresbericht auch bereits veröffentlicht hat.
Statistisch gesicherte Aussagen über Entwicklungen und Trends sind nur möglich, wenn eine hinreichende Anzahl an Daten vorliegt. Für die einzelne Städte im Kreisgebiet sowie deren Teilmärkte (Ein- und Zweifamilienhäuser, Wohnungen, Grundstücke, Mehrfamilienhäuser, Gewerbe, etc.) ist das nicht der Fall, sodass eine statistische belegbare Aussage nur zu den Daten und Preisentwicklungen des gesamten Kreisgebiets HSK möglich sind.
Im ersten Halbjahr 2022 wurden im Kreisgebiet HSK (ohne Stadt Arnsberg) im gewöhnlichen Grundstücksverkehr insgesamt 995 Kaufverträge abgeschlossen. Das sind rd. 15% weniger als im zweiten Halbjahr 2021. Der Geldumsatz ist jedoch mit 177,1 Mio. Euro genauso hoch wie im Vergleichszeitraum. Das zeigt einen Trend zu weiter steigenden Preisen im Hochsauerlandkreis.
Bricht man die Daten auf einzelne Teilmärkte wie Ein- und Zweifamilienhäuser, sowie Wohnungen herunter ist die Datengrundlage zu gering um statistisch gesicherte Aussagen zu treffen. Auch ist die Datengrundlage für einzelne Städte wie Brilon (120 Kauffälle), Olsberg (96 Kauffälle) und Winterberg (189 Kauffälle) zu gering um statistisch belegbare Aussagen zu Preisentwicklungen zu treffen.
Diese Marktdaten sind auf breiter Grundlage erhoben und ausgewertet und damit frei von subjektiven Einschätzungen einzelner Marktteilnehmer. Sie zeigen damit nachvollziehbar das Marktverhalten im HSK auf.
Nach meiner, rein subjektiven, Einschätzung spiegeln diese statistischen Zahlen das Marktgeschehen wieder.
Als Sachverständige und Maklerin verfolge ich den Grundstücksmarkt besonders aufmerksam. Der ist zunehmend sehr differenziert zu betrachten. Es ist wichtiger denn je, genau hinzusehen.
Grundsätzlich müssen wir unterscheiden, zwischen den Eigennutzern und den Kapitalanlegern, den Gewerbetreibenden und den Privatpersonen.
Bleiben wir im Bereich des Gebrauchtimmobilienmarkts für Eigennutzer.
Bei den Privatpersonen sehen wir, dass die Schere zunehmend auseinander klafft. Es gibt Haushalte, die inzwischen das geplante Bauvorhaben nicht mehr realisieren können. Auch diese bauwilligen Familien drängen nun verstärkt auf den Bestandsimmobilienmarkt. Das Angebot in diesem Segment ist jedoch nach wie vor knapp. Auch wenn einige Schwellenhaushalte sich das Eigenheim nicht mehr leisten können, so ist die Anzahl der Nachfragen immer noch so hoch, dass der Bedarf aus dem Angebot nicht gedeckt werden kann. Solange diese Situation anhält, ist mit sinkenden Immobilienpreisen nicht zu rechnen
Das geringe Angebot an Wohnimmobilien im Stadtgebiet Brilon ist daher nach wie vor geprägt von einem Verkäufermarkt mit Tendenz zu steigenden Preisen. Auch in Olsberg herrscht ein knappes Angebot an Wohnimmobilien.
Auch Winterberg ist weit entfernt von einer stagnierende Wertentwicklung. Vielmehr ist die Nachfrage auch in Winterberg ungebrochen hoch und kann aus dem aktuellen Angebot nicht befriedigt werden. Es werden nach wie vor in Winterberg Höchstpreise erzielt, wie auch die Versteigerung eines Grundstücks in der letzten Woche zeigte (die WP berichtete). Hier wurde der Zuschlag für das Dreifache des ermittelten Verkehrswerts erteilt.
Es ist allerdings auch festzustellen, dass der Verkauf von Gebrauchtimmobilien mit Investitionsstau etwas schleppender läuft als in der Vergangenheit. Dies ist offensichtlich auf die unkalkulierbaren Investitionskosten sowie die Handwerkerknappheit zurückzuführen.